Austro Control entwickelt innovative Anflugverfahren
Mit neuen Anflugverfahren, sogenannten LPV-Verfahren (Localizer Performance with Vertical Guidance), entsteht eine kostengünstige Alternative zu ILS-Systemen. Austro Control ist bei der Entwicklung dieser Verfahren Vorreiter in Europa.
Grundlage für die Entwicklung dieser innovativen Anflugverfahren ist SBAS (Satellite Based Augmentation System). Dabei handelt es sich um satellitenbasierte Ergänzungssysteme, die vorhandene Satellitennavigationssysteme, insbesondere GPS oder allgemein GNSS, unterstützen. SBAS liefert zusätzliche Informationen, die von Satelliten ausgestrahlt werden und Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Verfügbarkeit der Positionsbestimmung erhöhen. Prinzipiell geht die Entwicklung von der klassischen Navigation hin zu GNSS basierten Systemen.
 
EGNOS (European Geostationary Navigation Overlay Service), das europäische SBAS-System, steigert regional begrenzt die Positionsgenauigkeit von GPS von 10 bis 20 Metern auf 1 bis 3 Meter und kann somit erheblich zur Sicherheitssteigerung beitragen.

Mittels SBAS wird es künftig möglich sein, Anflugverfahren, ähnlich dem ILS-Verfahren, zu implementieren, ohne auf bodenseitige Infrastruktur angewiesen zu sein. Dieser LPV (Localizer Performance with Vertical Guidance) genannte Verfahrenstyp soll das Sicherheitsniveau sowohl auf Airports ohne ILS, als auch in der General Aviation maßgeblich erhöhen.

LPV Verfahren

  • LPV (Localizer Performance with Vertical Guidance): Anflugverfahren mit SBAS-Technologie mit einer Entscheidungshöhe von bis zu 250ft über Grund.
  • LPV 200: Das ist die neueste Form von LPVs, die bei gegebener Hindernislage bis zu einer Entscheidungshöhe von 200ft veröffentlicht werden können - also gleichwertig zu einem ILS CAT I, allerdings ohne erforderlicher Bodeninfrastruktur.
  • LP (Localizer Performance ohne vertikaler Führung): Kommt zum Einsatz, wenn Topographie und komplexe Terrainsituation rund um den Airport keine Vertical Guidance zulassen; z. B. LOWI.
Das von Austro Control zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der slowakischen Flugsicherung LPS ins Leben gerufene Projekt IMPROWE (IMPlementing RNP APCH Operations With EGNOS) wird sich mit der Implementierung von SBAS-gestützten Anflugverfahren befassen.

Bei diesem von der EU geförderten Projekt geht es für Austro Control um das Design und die Implementierung von insgesamt vier LPV- Verfahren in Österreich: Zwei LPVs in LOWW (RWY 16/34), ein LP in Innsbruck und ein weiteres Verfahren in Wien als LPV200. Derzeit sind bereits die Flughäfen Linz und Graz mit entsprechenden SBAS/LPV- Anflugverfahren ausgestattet. Die weitere Umsetzung soll bis Ende 2016/Anfang 2017 vollendet sein.

Zusätzlich zu bestehenden ILS-Verfahren wird damit der Einstieg in eine kostengünstige Alternative vollzogen, die ILS-Verfahren keineswegs verdrängen, wohl aber um eine insbesondere für die Allgemeine Luftfahrt interessante Anflugvariante mit Höhenführung ergänzen soll. Austro Control war und ist bei der Entwicklung dieser Verfahren europaweit Vorreiter. Im Rahmen des IMPROWE-Programms bietet sich damit die Möglichkeit, bei entsprechender Infrastruktur am Flughafen oder Flugplatz, CAT-I-Anflüge zu designen, ohne am Boden eine ILS-Station zu haben.

Die Nutzung dieser neuen Verfahren wird insbesondere durch den vermehrten Einsatz moderner Avionik-Systeme speziell im Bereich der General Aviation möglich. Während SBAS-Equipment bei den Airlinern kaum im Einsatz ist, kann es in der General Aviation durchaus rasch Verbreitung finden. Gängige Geräte wie beispielsweise das Garmin 430W sind bereits LPV-kompatibel. Damit wären von der Flugzeugseite aus derartige Anflüge bereits möglich.

Eine Voraussetzung für die Implementierung von LPV-Anflügen ist derzeit gemäß EASA-Vorschriften noch eine vorhandene IFR-Piste mit entsprechender Befeuerung. Die Herstellung eines IFR-Standards ist gerade für kleinere Plätze jedoch ziemlich aufwendig und teuer. Deshalb gibt es von Großbritannien ausgehend Bestrebungen, das neue Anflugverfahren auch dort zu genehmigen, wo es keine IFR-Piste gibt.
Im Hintergrund steht die Überlegung, dass dies noch immer einen höheren Sicherheitsgrad brächte als die derzeit veröffentlichten Verfahren.

„Point in Space“ Navigation

In etwas weiterer Ferne steht auch eine neue Navigationsstrategie für Hubschrauber unter dem Namen PINS („Point in Space“). Dabei geht es darum, mittels LPV auch für Hubschrauber besondere Anflugverfahren zu definierten Punkten, wie beispielsweise einem Landeplatz bei einem Spital, zu definieren. Das brächte den immensen Vorteil, dass manche Rettungseinsätze auch bei schlechteren Sichtbedingungen möglich wären. Ein Versuch von Austro Control gemeinsam mit dem Bundesheer, der Bundespolizei und dem ÖAMTC ist geplant.

In fernerer Zukunft könnten dann Low Level-IFR-Korridore für Rettungseinflüge geschaffen werden. Der Rettungshubschrauber würde dann vom Unfallort in den nächsten IFR-Korridor fliegen und aus diesem mittels LPV punktgenau beim Zielort – beispielsweise eben bei einem Krankenhaus – landen, auch wenn keine VFR-Bedingungen herrschen.
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